Die vergessenen Schätze

20. September 2024

Burghaus in Mechernich-Kallmuth ist eine von sechs Stationen der diesjährigen Archäologietour Nordeifel am Sonntag, 6. Oktober

Mechernich-Kallmuth/Hellenthal-Hollerath – An einem recht unscheinbaren matschigen Wanderweg durch den Wald in Hollerath lässt sich etwas ganz Besonderes finden – eine Bruchsteinmauer. Nur eine Infotafel davor deutet auf die spannende Vergangenheit hin. Denn diese Bruchsteinmauer war einst der Schanzentisch einer Skisprungschanze.

1934 vom Kölner Wintersportverein eröffnet und im zweiten Weltkrieg zerstört dokumentieren diese Überreste einen Ausschnitt rheinischer Sportgeschichte in der NS- und Nachkriegszeit. Aber nur wenige wissen von ihrer Existenz. Das will das „LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland“ (LVR-ABR) ändern.


So ist die ehemalige Skisprungschanze eine von sechs vergessen Schätzen, die bei der diesjährigen Archäologietour Nordeifel am Sonntag, 6. Oktober, vorgestellt werden. Auch in Mechernich befindet sich eine Station: das alte Burghaus in Kallmuth öffnet seine Türen.

„Im Dornröschenschlaf“


Es war, genau wie die Skischanze, lange von der Allgemeinheit unentdeckt. „Das Burghaus war im Dornröschenschlaf“, erzählt Dr. Petra Tutlies, Leiterin der Außenstelle Nideggen des LVR-ABR. Dabei weise es eine sehr lange, interessante Geschichte auf.


Das heute in Privatbesitz befindliche Burghaus war einst Sitz des Kallmuther Adelsgeschlechts. Seine spätromanischen Rundbogenportale stammen aus dem frühen 13. Jahrhundert und weisen damit in eine Zeit noch vor der ersten schriftlichen Nennung 1285. Welche spannenden baugeschichtlichen und archäologischen Erkenntnisse die alten Mauern noch beherbergen, erläutern vor Ort am 6. Oktober Expertinnen und Experten des LVR.


„Das damalige Leben in der Burg und die Bauhistorie stehen im Vordergrund“, so Tutlies, „wir wollen durch Schürfen alle archäologischen Schichten zeigen.“


„Es ist sehr beeindruckend, dass wir solche Schätze in der Region haben“, findet Landrat Markus Ramers. Die weiteren vier Stationen der diesjährigen Archäologietour führen zur Stadtmauer mit Werkbrücke in Bad Münstereifel, zu Fossilien im Steinbruch Paulsgraben bei Nettersheim, der römischen „vicus Belgica“ bei Euskirchen und einer römischen Wasserleitung nach Zülpich.

Römer, Fossilien und Geheimgänge



Letztere wurde erst vor zwei Jahren bei einer archäologischen Maßnahme an der Straße zwischen Langendorf und Merzenich entdeckt. Im Zülpicher Museum der Badekultur erläutern Archäologen bei der Archäologietour ihre neuen Erkenntnisse seitdem.


Ebenfalls aus der Zeit der Römer ist die ehemalige Siedlung „vicus Belgica“, heute zwischen den Euskirchener Stadtteilen Billig und Rheder liegend. Hier fanden schon im 19. Jahrhundert auf den ausgedehnten Ackerflächen und Wiesen erste Ausgrabungen statt.


Noch weiter zurück in die Vergangenheit geht es an dem Sonntag in Nettersheim-Pesch. Was auf den ersten Blick wie eine normale Felswand aussieht, ist für Paläontologen eine wahre Fundgrube – in einem ehemaligen Steinbruch lassen sich 390 Millionen Jahre alte Fossilien finden.


Schließlich führt die Tour auch nach Bad Münstereifel, an die Torbögen bei der Werkbrücke nahe des Heisterbacher Tores. Nach der Flutkatastrophe 2021 wurde hier ein gemauerter Stollen wiederentdeckt, der durch die Mauer führt. Bei Führungen werden Archäologen erklären, was es damit auf sich hat und wie der Gang untersucht wurde.

„Gemeinsam Altbekanntes neu sehen“



„Die Archäologietour ist ein Erfolgsmodell seit 17 Jahren. Mit ihr können wir gemeinsam Altbekanntes neu sehen“, so Tutlies. „Es gibt über 100 Punkte in der Eifel, an denen die Tour schon war“, ergänzt Dr. Ulrike Müssemeier, wissenschaftliche Referentin des LVR-ABR. Sie wird scherzhaft die „Mutter der Archäologietour“ genannt und bekam für ihre Arbeit bei der Pressekonferenz im Vorfeld einen Blumenstrauß für ihre herausragende Arbeit überreicht.


Von den über 100 Stationen lagen bereits einige im Mechernicher Stadtgebiet – so etwa die „Katzensteine“ bei Katzvey, der Römerkanal bei Breitenbenden, die Aquäduktbrücken in Vussem und Vollem sowie die Kartsteinfelsen mit Kakushöhle bei Dreimühlen.

Unter www.kuladig.de sind Informationen zu allen alten und neuen Stationen abrufbar. Markus Ramers ist von der Archäologietour begeistert: „Sie zeigt, dass Wissenschaft und Tourismus sich gut ergänzen können.“


Bei der diesjährigen Tour kann Jung und Alt zwischen 10 und 18 Uhr die Stationen entweder eigenständig besuchen und sich die Bodendenkmäler von Fachleuten aus Archäologie, Paläontologie und Geschichte vorstellen lassen oder sie im Rahmen einer Busexkursion erkunden.


Bus, Fahrrad, Auto oder zu Fuß


Für diese treffen Interessierte sich um 9.15 Uhr am Bahnhof Mechernich. Dort werden sie mit Headsets ausgestattet, für gehörlose Menschen begleitet eine Gebärdensprachdolmetscherin die Fahrt. Anmelden können sie sich bis Mittwoch, 2. Oktober, unter www.nordeifel-tourismus.de oder telefonisch unter (0 24 41) 99 45 70. Die Kosten liegen bei 24,50 Euro pro Person, für Kinder bis 14 Jahre kostet die Exkursion 14,50 Euro.

Außerdem bietet der „Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club Bonn e.V.“ (ADFC) eine sportlich anspruchsvolle Fahrradtour an, Informationen dazu gibt es unter www.adfc-bonn.de.


Eine 18km lange Info-Rundwanderung bietet der „Eifelverein Bonn“ vom Busbahnhof Hellenthal aus. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich, Informationen gibt es unter www.eifelverein-bonn.de.



Für die eigenständige Erkundung der Stationen finden sich unter www.bodendenkmalpflege.lvr.de und www.nordeifel-tourismus.de weitere Infos, unter www.archaeologietour-nordeifel.lvr.de befinden sich außerdem Detailinfos zur Erreichbarkeit der Stationen für Menschen mit eingeschränkter Mobilität.


Rike Piorr/pp/Agentur ProfiPress

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